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Carl August Habicht

19.04.1845 - 22.12.1918

 

 

 

 

 

 

Habicht. Zu Schaffhausen ist am 22. Dezember 1918 infolge einer heftigen, rasch verlaufenden Lungenentzündung Ingenieur August Habicht in seinem 74. Lebensjahr gestorben, ein bis in die letzte Zeit sehr eifriges Mitglied unserer beiden grossen Akademischen Technikerverbände. Alle, die an unsern Zusammenkünften in Schaffhausen oder Umgebung teilnehmen konnten, werden sich des freundlichen, lebhaften Kollegen wohl erinnern. Habicht wurde am 10. April 1845 als Sohn eines Schlossermeistere in Schaffhausen geboren und machte nach Abschluss der Volksschulen vom 15. Jahre an eine regelrechte Lehre in dem Geschatte seines Vaters durch. Seine Wanderjahre brachten ihn nach Karlsruhe und Paris und schliesslich für fast ein Jahr nach Zürich in die Werkstätten von Escher Wyss § Cie. Von den Ingenieuren dieser Firma aufgemuntert, entschloss er sich zum Studium an der Eidg. Technischen Hochschule, in deren Mechanisch-Technische Abteilung er nach wohlbestandenem „Vorkurs" im Herbste 1865 eintrat. Mit dem Ingenieurdiplom ausgestattet, zog er im August 1868 nach Bonn und später nach Paris, von wo aus er eine Stelle bei der Warschau-Petersburg-Bahn in .Warschau annahm. Aber schon 1870 finden wir Habicht als ersten Geschäftsleiter der Maschinenfabrik „Lessner" in Petersburg. Unter seiner Leitung blühte das Unternehmen rasch auf. Geschäftsreisen für die Firma brachten ihn weit herum; für diese baute er auch die ersten Torpedoboote der russischen Marine. Im Jahre 1884 trat er, um seine Stellung zu verbessern, zur Weltfirma „Nobel" über, in deren Auftrag er vielfach bei der Petroleum-Gewinnung des Hauses in Baku in Anspruch genommen war. Rücksichten für seine und seiner Frau Gesundheit führten ihn indessen schon 1889 nach der Schweiz zurück und nach kurzem Aufenthalt in Zürich liess er sich bleibend in seiner Vaterstadt Schaffhausen nieder. Seine Mitbürger beriefen hier Habicht bald in den Grossen Stadtrat. Im städtischen Baukollegium und später in der Aufsichtskommission der städtischen Licht- und Wasserwerke war er ein äusserst tätiges Mitglied, dessen prägnante, fachmännische Kritik hoch eingeschätzt wurde. Unter seiner persönlichen, tatkräftigen Leitung wurde 1896/97 das erste städtische Elektrizitätswerk erbaut und in Betrieb gesetzt. Ebenso nahm er wesentlichen Anteil beim Ausbau des erwähnten und der andern städtischen Werke, so der Weiher-Akkumulier-Anlage auf der Enge"), des an die Stadt übergegangenen Gaswerks und der städtischen Strassenbahnen. Die Beherrschung so mannigfacher technischer Gebiete brachte es mit sich, dass Habicht zu vielen Expertisen berufen wurde. Auch in privater Hinsicht stellte er sein Wissen und sein stets hilfsbereites Wesen gerne zur Verfügung; so war er ein eifriges Mitglied und langjähriger Quästor der Imthurneum-Stiftung. Nach aussen nicht stark hervortretend, war es ihm doch Bedürfnis, in kleinen Freundes und Bekanntenkreisen seine Anschauungen auszutauschen; dort erzählte er auch gerne ausserordentlich anregend von seinen interessanten Reiseerlebnissen während des Aufenthaltes im Ausland, namentlich in Russland. Mit dem Heimgang des bis zuletzt noch rüstigen Mannes verlieren seine nähern Bekannten einen treuen Freund und namentlich seine Heimatstadt einen Mitbürger, der ihr seine grossen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten in ausgiebiger Weise zur Verfügung gestellt hat, wofür ihm dauernd Dank gebührt.

 

[ Schweizerische Bauzeitung, 18. Januar 1918]


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